Karriere als Hundeoma (Teil 1)

Wie ich zu meiner Süßen kam, habe ich ja bereits in drei Berichten ausführlich beschrieben. Hier geht es um Zucht. Hört sich erst mal ziemlich wissenschaftlich an – ist es in Teilen auch – und ganz nebenbei eine wunderbare Erfahrung.

Da der Bericht wohl (mal wieder) ziemlich lang werden wird, erst mal eine kleine Gliederung.

1. Die Entscheidung zur Zucht
2. Erfüllung der Voraussetzungen
2.1 Voraussetzungen beim Hund
2.2 Voraussetzungen an den Züchter
3. Finanzielle Überlegungen
*4. Schwangerschaft
*5. Geburt und Aufzucht der Welpen
*6. Abgabe der Welpen

* – diese Kapitel gibt es im zweiten Teil .

1. Die Entscheidung zur Zucht

Als wir uns unsere Süße nach Hause holten, war sie gerade mal 12 Wochen alt. Natürlich hatten wir in den langen Gesprächen mit unserem Züchter auch über den möglichen Wunsch gesprochen, selber mal einen (oder mehrere) Würfe zu züchten. Schon da haben wir darüber nachgedacht, ob wir das ggf. wollen und können und festgestellt, dass der Gedanke im Bereich des Möglichen lag.

Natürlich wurde die Entscheidung erst einmal zurückgestellt, denn wir waren „Ersttäter“ und mussten zunächst herausfinden, wie wir (mit 3 Kindern und einer Oma) als „Hunde-Eltern“ zurechtkamen.

Wie jeder hatten wir mit den üblichen Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen. So ein Welpe ist einfach nur niedlich und knuddelich und es erfordert schon ein gerüttelt Maß an Selbstbeherrschung und Konsequenz eine Erziehung hinzubekommen, die einen so großen Hund „gesellschaftsfähig“ macht. Grundgehorsam ist ein Muss und will erst mal erreicht werden. Es folgten also Monate, die uns immer wieder auf den Hundeplatz, zunächst in die Welpengruppe, dann zum Training, führten.

Es stellte sich schnell heraus, dass sowohl meine älteste Tochter, als auch ich problemlos als Führungsperson anerkannt wurden, nicht aber mein (Ex-)-Mann. Das ist auch immer so geblieben und führte dazu, dass der Gute sich immer mal wieder im Schlamm fand, wenn der Hund mal wieder eine andere Idee hatte, was zu tun jetzt nett wäre. Er weiß, woran es liegt und lebt damit, denn er liebt die Hunde sehr. Die außerhäusigen Gänge überlässt er aber lieber der Tochter, denn eine gewisse Gefahr ist doch dabei wenn ein 55 KG Hund seine Meinung durchsetzt. Da mögen die Absichten noch so harmlos sein, denn die Dame ist sehr umgänglich.

Nun, nach so etwa einem Jahr fiel uns mehr und mehr auf, dass sich unsere Hündin so ziemlich perfekt entwickelte. Das wurde auch von anderen bestätigt, sodass wir uns ziemlich sicher waren, dass sich in dieser Ansicht nicht nur Besitzerstolz widerspiegelte. Um die Sache aber abzusichern, beschlossen wir, an einer Ausstellung teilzunehmen. Das Ergebnis war ermutigend und in den nächsten beiden Jahren folgten weitere Ausstellungen (was uns auch Spass machte), bei denen wir beste Noten und auch Platzierungen unter den besten ausgestellten Hunden erreichten.

Im Alter von knapp 2 Jahren kann man den Hund auf HD (Hüft-Dysplasie) untersuchen lassen. Eine sinnvolle Sache und immer wieder aufregend. Dazu wird der Hund in Vollnarkose gelegt und das Becken mit den Hüftgelenken geröntgt. Nun haben die meisten tierärztlichen Praxen einen kleinen Röntgentisch und können einen Landseer (oder Neufundländer oder andere große Rassen) gar nicht röntgen. Außerdem werden an die Aufnahmen Anforderungen gestellt, die nur ein erfahrener Arzt zu erfüllen weiß. Ich gehe hier nicht näher darauf ein, da ich kein Fachmann auf dem Gebiet bin.

Nun waren wir inzwischen auch zum 2. Hund gekommen (wieder eine Landseer-Hündin und eine Halbschwester der ersten). Wegen des Aufwandes (gut 1,5 Std. Fahrt zum geeigneten Arzt) haben wir die Prozedur also erst mal aufgeschoben, bis wir sie mit beiden Hunden zusammen absolvieren konnten. So sparten wir zumindest die doppelten Fahrtkosten und auch das Röntgen selber wurde im „Doppelpack“ etwas günstiger.

Man sollte sich da nichts vormachen: Die Ausstellungen kosten jedes Mal Geld, ebenso der Tierarzt. Ich kann mich nicht im Einzelnen erinnern, aber da kommen leicht 4-stellige Summen zusammen.

So hatte unsere Hündin im Alter von etwa drei Jahren endlich ihre Röntgung mit erfreulichem Ergebnis (die kleine Schwester war noch besser, aber die haben wir aus anderen Gründen nie für Zuchtzwecke in Betracht gezogen).

Nun hatten wir zu entscheiden, ob wir die Belastung auf uns nehmen wollten, die ein Wurf mit sich bringt. Insbesondere auch, ob wir in der Lage wären, die kleinen Hundchen abzugeben. Von mir und den Töchtern kam ein klares Ja – mein Ex ließ uns wissen, dass er sich mit den Kleinen nicht beschäftigen könne, sonst wäre er nicht mehr in der Lage, sie herzugeben. Nun, damit konnten wir anderen leben und die Entscheidung stand fest: WIR WOLLEN ZÜCHTEN.

2. Erfüllung der Voraussetzungen

Also Bestandsaufnahme: erfüllen wir die Voraussetzungen? Denn eines war ganz klar für uns: wenn wir züchten, dann mit der Unterstützung durch unseren Landseer-Club. (Ganz nebenbei: bereits in unserem „Kaufvertrag“ war eine Klausel, die „wildes“ Züchten untersagt)

2.1 Voraussetzungen beim Hund

Nun, die Voraussetzungen, die an eine Zuchthündin im Einzelnen gestellt werden, sind natürlich je nach Verein mehr oder weniger unterschiedlich. Wir hatten sie natürlich in den vorangegangenen Jahren schon im „Hinterkopf“ gehabt und sozusagen „nebenbei“ zu erfüllen getrachtet. Ich werde sie auch hier nicht alle zitieren.

Ganz global kann man sagen:
Ein Hund für die Zucht muss gesund sein und darf keine nennenswerten erkennbaren genetischen (körperliche sowie psychische) Defekte aufweisen.

Üblicherweise wird ersteres durch ärztliche Untersuchungen sichergestellt, zweiteres durch einen qualifizierten Zuchtwart. Das kann im Rahmen einer Ausstellung oder auch bei einer so genannten Zuchtfähigkeitsuntersuchung passieren. Wie auch immer die Vereinsstatuten es vorschreiben.

Klar – daher also unsere Aktivitäten auf Ausstellungen und die bereits angesprochene Untersuchung auf HD. Unsere Hündin erfüllte weit mehr als die Minimalanforderungen.

2.2 Voraussetzungen an den Züchter

Wir selber hatten aber noch einiges zu erledigen. Wir mussten nämlich einen Zwinger anmelden.

Ja, mich hat es auch geschüttelt. Aber das hat überhaupt nichts mit Hundekäfigen zu tun, ganz im Gegenteil.

„Zwinger“ ist in diesem Fall einfach nur die Fach-Vokabel für einen Zucht“betrieb“. Es sagt aus, dass der Zwingerinhaber die räumlichen Gegebenheiten und das Fachwissen zur erfolgreichen Aufzucht eines Wurfs vorweisen kann.

Räumliche Gegebenheit hieß in unserem Fall:

ein ausreichend großes Gelände, welches angemessen gesichert ist
ein Welpenzimmer mit ebenerdigen Ausgang und geeigneter Ausstattung

Da wir ein Haus auf großem Grundstück hatten, war beides leicht zu bewerkstelligen und die Besichtigung durch den Zuchtwart fiel entsprechen positiv aus.
Auch hier gehe ich nicht auf die ganzen Einzelheiten ein, die ja auch je nach Rasse und Club/Verein unterschiedlich sind.

Auch mit der Sachkunde hatten wir keine Probleme – eine inzwischen ziemlich umfangreiche „Hundebibliothek“ und die tatkräftige Unterstützung aus dem Club (SEHR zu loben!) waren wir also bestens gerüstet. Auch unser Tierarzt war nur wenige Fahrminuten entfernt und hatte unsere Hunde inzwischen bestens kennen gelernt.

Nun nur noch ein klingender Name für den „Zwinger“ und die Anmeldung abschicken und natürlich auch wieder: bezahlen.

Also: Voraussetzungen erfüllt – der Welpensegen kann kommen!

Aber vorher noch ein paar allgemene Dinge

3. Finanzielle Überlegungen

Nun, wer sich schon einmal bei einem Züchter erkundigt hat, wird mir zustimmen, wenn ich die Frage formuliere: wieso sind die kleinen Hunde denn bloß so teuer? Da verdient sich der Züchter ja wohl mehr als eine goldene Nase!

Die Antwort lautet ganz klar: NEIN, da kann man sich keine goldene Nase verdienen, es sei denn, man betreibt eine kommerzielle Zucht mit Massenbetrieb. Von solchen Züchtern rate ich aber dringendst ab.

Ein „normaler“ Züchter ist eigentlich immer ein Hobby-Züchter, der keinen finanziellen Profit aus seiner Arbeit zieht, ja beileibe nicht einmal etwas für seine Arbeitsleistung bekommt.

Ich habe ja an verschiedentlichen Stellen immer mal auf Kosten hingewiesen. Meine Zuchterfahrung liegt zwar schon einige Jahre zurück, aber das Kostengefüge hat sich ganz sicher nicht zugunsten der Züchter verschoben (eher umgekehrt). Meine damalige Nachkalkulation lief darauf hinaus, dass ich gerade mal das Futter für meine Hündin heraus hatte, als alle Kosten gegeneinander aufgerechnet waren – nicht eine müde Mark für meinen Arbeitseinsatz und den meiner Familie.
In diese Rechnung gehen nicht nur die obligatorischen Ausstellungskosten ein, Tierarztrechnungen (wobei nur die berücksichtigt wurden, die in direktem Zusammenhang mit dem Zuchtwunsch und der Zucht selber zusammenhingen), unzählige gefahrene km, bauliche Veränderungen, und, und, und.

Tatsache ist, dass man am Ende immer dann „draufzahlt, wenn etwas schief geht – etwa bei Krankheit im Wurf, oder wenn ein Kaiserschnitt notwendig wird.

Noch teurer wird es, wenn man nicht alle Hunde verkauft.

Übrigens: auch der Deckakt ist keineswegs umsonst, der Rüdenbesitzer bekommt entweder eine Pauschale, anteilig einen Betrag pro lebendem Welpen, oder einen Welpen aus dem Wurf, je nach Vereinbarung.

Aber die kleinen Hundchen müssen dann ja auch erst mal da sein!

Leider aber nicht mehr in diesem Teil des Berichts, denn das Ganze wurde einfach zu lang!
Weiterlesen könnt ihr den zweiten Teil (siehe auch die mit * gekennzeichneten Gliederungspunkte von obern) unter
„Welpen und nun?“

Ich verspreche euch: richtig spannend wird es dort!

Bis hierher erst mal Danke