AOWD – der zweite Schritt

Hallo zusammen,
wie ich es Euch angedroht habe, werde ich meinen Werdegang von der Wasserratte zum PADI Rescue-Diver in den verschiedenen Ausbildungsstufen fortsetzen.

Heute kommt der nächste Schritt nach dem OWD (Open Water Diver) und diversen so genannten Fun-Tauchgängen. Diese empfehle ich sowieso jedem, der eine Bevetierung machen will. Und sie sind ja auch der eigentliche Spass am Tauchen.

Der nächste Schritt in der PADI-Ausbildung ist der AOWD (Advenced Open Water Diver).
Alleine schon aus der Bezeichnung geht ja wohl hervor, dass man Ihn nicht direkt an den OWD dranhängen sollte, auch wenn das von verschiedenen Tauchschulen so angeboten wird.

Nur, was heißt „advanced“? Richtig, Fortgeschritten; und ist man dass, wenn man weniger als 10 Tauchgänge hat? Aber das soll und muss jeder für sich selber entscheiden.

Jetzt aber zum Thema:

Was ist der PADI AOWD?

Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung der Ausbildung. Es werden neue Tauchfähigkeiten beigebracht und bekannte Fähigkeiten erweitert.
Der AOWD besteht aus 5 Spezialtauchgängen. Diese teilen sich in 2 Pflicht- und 3 Wahltauchgänge auf.

Die 2 Pflichttauchgänge sind:

1. Navigationstauchgang und
2. Tieftauchgang

Die 3 Wahltauchgänge kannst Du selber aus den Folgenden auswählen:

1. Nachttauchen (absolut empfehlenswert!!)
2. Bergseetauchen
3. Bootstauchen
4. Multilevel-Tauchen, das sind Tauchgänge auf verschiedenen Tiefen
5. Suchen und Bergen
6. Strömungstauchen
7. U/W Fotografie
8. U/W Naturalist
9. Wracktauchen
10. Tarierung in Perfektion (absolut empfehlenswert!!)

Von den verschiedenen Tauchschulen werden nicht immer alle Wahlmöglichkeiten angeboten, da der jeweilige Tauchlehrer für das jeweilige Speziality auch befähigt sein muss.

Erklärung der einzelnen Spezialtauchgänge soweit ich sie selber absolviert habe:

1. Navigationstauchgang

Wer schon einmal mit einem Tauchlehrer oder einem Guide getaucht ist, wird sich gewundert haben, woher dieser so genau weiß, wo genau die Ausstiegsstelle und die sehenswerten Sachen sind. Dies lernt man bei der Navigationsausbildung. Unterschieden wird hierbei in die natürliche und die Kompassnavigation. Man orientiert sich also entweder an natürlichen Gegebenheiten (z.B. Felsformationen oder markanten Punkten) oder an einem festgelegten Kompasskurs.

Sollte jemand von Euch schon mal an einem See gewesen sein wo eine Navigationsausbildung stattfindet, kann man das sehr leicht erkennen. Nämlich daran, dass ein Schüler mit einem Handtuch über dem Kopf versucht eine vorher vorgegebene Strecke mit Hilfe eines Kompass zu gehen. Das sieht manchmal doch schon sehr interessant aus!

2. Tieftauchen

Als OWD hast Du nur die Erlaubnis bis zu einer maximalen Tiefe von 18 Metern zu tauchen. In der Ausbildung zum AOWD wird diese Tiefe erweitert. Je nachdem, wo man die Tieftauchausbildung macht (Baggersee, Meer) liegt die Tiefe zwischen 19 und 30 Metern. Wenn Du einen verantwortungsvollen und erfahrenen Tauchlehrer hast, wird er Dich jedoch in eine Tiefe zwischen 30 und 40 Meter mitnehmen, da im Normalfall erst in dieser Tiefe der sogenannte Tiefenrausch auftreten kann.
Bei einem Tiefenrausch kannst DU nicht mehr unterscheiden, wo oben und unten ist, oder wirst total lustig, ohne dass es was zu lachen gibt, etc. Warum dies passiert, konnte noch nicht ermittelt werden. Die Symptome verschwinden jedoch wieder, wenn man um ca. 1 bis 2 Meter auftaucht.
Wenn Du auf den Tiefstpunkt angekommen bist, wird Dir Dein Tauchlehrer nachweisen, dass Deine Denk- und Reaktionsfähigkeit in dieser Tiefe doch schon (stark) eingeschränkt ist. Dies geschieht z.B. durch Rechenaufgaben, Stadt Land Fluss oder Geschicklichkeitsübungen, die Dir an der Wasseroberfläche keine Probleme machen würden, Dir aber in dieser Tiefe doch schon schwerer fallen.
Weiterhin wird er Dir auch zeigen, wie stark sich Neopren in dieser Tiefe komprimiert und wie sich die Farbwahrnehmung durch die Tiefe verändert (durch die unterschiedlichen Wellenlängen des Lichtes hat man in dieser Tiefe kein rot mehr, das sieht dann schwarz aus).

3. Nachttauchen

Auch eine sehr spezielle und interessante Art des Tauchens. Durch die Befähigung zum Nachttauchen hast Du zusätzliche Möglichkeiten Deinem Hobby nachzugehen, z.B. abends nach der Arbeitszeit.
Viele Lebewesen sind nur nachts aktiv bzw. sie schlafen, so dass Du Dich Ihnen bis auf wenige Zentimeter nähern kannst, um sie zu beobachten, oder Du siehst Ihnen beim Jagen zu.
Bei dem Nachttauchspezial lernst Du unter anderem die speziellen Zeichen und Signale, die bei einem Nachttauchgang verwendet werden. Natürlich bekommst Du auch den richtigen Umgang mit der Unterwasserlampe beigebracht.

4. Bergsee- oder auch Höhentauchen

sorry, hier muss ich passen, das fehlt mir noch in meiner Sammlung.

5. Bootstauchen

Da wir (meine Frau und ich) seid unserer Ausbildung zum OWD schon sehr viele Tauchgänge vom Boot aus gemacht haben, hat sich unsere Tauchlehrerin strikt geweigert uns das zu brevetieren; man solle ja schließlich was neues/unbekanntes dazu lernen.
Zum Speziality Bootstauchen gehört z.B. das Verhalten an Bord und dass man sein Tauchgerödel nicht einfach über das ganze Schiff verteilt, sondern so lagert, dass es auch bei Wellengang gesichert ist. Weiterhin gehört z.B. die Kenntnis dazu, wo sich das Funkgerät und die Sauerstoffausstattung befindet.

6. Multileveltauchen

Dies ist nicht etwa eine Tauchart. Hierbei lernst Du die verschiedenen Verfahren, die zur Berechnung eines Tauchgangs notwendig sind, um Unfälle zu vermeiden. Als OWD berechnest Du jeden Tauchgang so, als ob Du die Ganze Tauchzeit auf der Maximaltiefe verbracht hast. Hier lernst Du die Physik der Gasaufnahme und Abgabe (vor allem Stickstoff) im Körper kennen. Das ist , wenn man keinen Tauchcomputer hat, mit sehr viel Rechnerei verbunden, da die maximalen Tauchzeiten, etc. immer wieder neu berechnet werden müssen. Wir haben zum Glück beide Tauchcomputer.

Ein Beispiel eines Multilevel-Tauchgangs ist z.B.:
Man taucht auf 35 Meter ab, bleibt dort 5 Minuten, steigt dann auf 24 Meter auf, bleibt dort 10 Minuten, steigt weiter auf, usw.
Diese Tauchgänge müssen an Hand von speziellen Tauchtabellen, auf die ich jetzt nicht genauer eingehen will, berechnet werden. Oder man verlässt sich eben auf seinen Tauchcomputer, sollte aber wissen, wie es funktioniert.

7. Suchen und Bergen

Jeder, der im Wasser schon mal etwas verloren hat, wünscht sich einen Taucher herbei, der ihm dieses wieder heraus holt. Diese Fähigkeit nennt sich „Suchen und Bergen“.
Beim Suchen werden die unterschiedlichen Suchmuster mit Ihren Vor- und Nachteilen und den dazu nötigen Hilfsmitteln besprochen und erklärt.
Eine kleine Auswahl, damit man einen Eindruck bekommt:

– U-Muster
Hier wird eine Strecke von z.B. 20 Flossenschlägen in der Länge abgetaucht, sich um 90 Grad nach rechts (oder links) gedreht, 5 Flossenschläge in diese Richtung getaucht, wieder um 90 Grad nach rechts (oder links) gedreht und 20 Flossenschläge zurückgetaucht. Dies macht man so lange, bis man entweder das verlorene Teil gefunden hat oder der Suchkorridor abgesucht ist.

– Spiralmuster
Man sucht in einem sich erweiternden Kreis um einen festen Mittelpunkt herum. Der Mittelpunkt kann entweder der Tauchpartner oder eine andere Möglichkeit zur Befestigung eines Seils ein.

– Quadratische Spirale
Hierzu wird wie beim U-Muster auch ein Kompass benötigt, da man nicht mit einem feststehenden Mittelpunkt arbeitet.

Diese unterschiedlichen Suchmuster, von denen ich auch nur einen Teil aufgeschrieben habe, werden je nach den örtlichen Gegebenheiten und Sichtverhältnissen verwendet.

Wenn man es jetzt durch das Suchen geschafft hat, den verlorenen Gegenstand zu finden, so muß er auch noch geborgen werden.
Dies ist dann der zweite Teil der Ausbildung.
Bei einem kleinen Gegenstand wie z.B. einer Sonnenbrille, einem Sonnenschirm oder einer Tauchmaske ist das Bergen ja sehr einfach. Aufnehmen und an die Wasseroberfläche bringen.
Was macht man aber, wenn der gesuchte Gegenstand ein Außenbordmotor ist.
Richtig: Man verwendet einen Hebesack. Um diesen bedienen zu können, bekommt man auch noch eine kleine Knotenkunde dazu. Die Arbeit mit einem Hebesack ist gar nicht so einfach, da die eingeschlossene Luft sich beim Aufsteigen ausdehnt und der Sack immer schneller wird. Dies muss der Taucher durch ablassen von Luft aus dem Sack verhindern.

8. Strömungstauchen

Das ist meiner Meinung nach die schönste, aber auch eine der gefährlichsten Arten des Tauchens.
Wenn man eine Strömung gefunden hat; z.B. an einer Inselspitze; taucht man, nachdem man mit dem Boot einen Wiederaufnahmepunkt ausgemacht hat, ab und lässt sich in der Strömung treiben.
In der Ausbildung bekommt man u.a. beigebracht, wie man mit einer Signalboje umgeht und wie diese eingesetzt wird.

9. U/W Fotografie

Das ist wohl selbsterklärend; Es wird viel Fototheorie und auch Praxis erklärt. Das sind alles Sachen, die man als Hobbyfotograf sowieso schon weis. Aber die Umsetzung und die Besonderheiten des Fotografierens unter Wasser werden nochmals deutlich hervorgehoben und bei einem Tauchgang geübt. Nach dem Tauchgang und dem entwickeln der Bilder werden diese besprochen.

10.U/W Naturalist

sorry, hier muß ich passen, das fehlt mir noch in meiner Sammlung. Beschäftigt sich jedenfalls mit Unterwasser-Fauna und Flora (Tiere und Pflanzen).

11.Wracktauchen

So wie es der Name schon sagt, hier bekommt der Taucher die Feinheiten und Spezifikationen des Betauchens von Wracks im Wasser beigebracht. Auch hier werden die besonderen Ausrüstungsgegenstände und auch Gefahren des Tauchens in und an Wracks beschrieben. Dazu zählen der Schutz des Wracks und einem selber, das Tauchen in geschlossenen Räumen; kartografieren von Wrack und vieles mehr.

12.Tarierung in Perfektion

Das ist mein absolutes Lieblingsspezial. Man könnte es auch mit „Unterwasserbalett“ beschreiben.

Was ist Tarierung? Hierbei handelt es sich darum, dass Du durch die Luft in Deinem Jacket und in Deiner Lunge die Position im Wasser so hältst, dass Du schwebst. Weiterhin bekommst Du ein Gefühl für die eigene Position im Wasser. Gerade wenn Du mit Ausrüstung (Jacket, Flasche, etc.) auf dem Rücken durch etwas durchtauchst und weder den Boden noch die Decke berühren darfst.
Dieses Speziality möchte ich jedem verantwortungsbewussten Taucher und auch Tauchlehrer zur Ausbildung ans Herz legen.

Bis vor 2 Jahren hat PADI den so genannten AOWD+ angeboten. Dieser war der „normale“ AOWD, jedoch mit mehr Spezialities (9 statt 5 beim normalen AOWD) und der Ausbildung zum MFA (Medic First Aid, Erste Hilfe). Leider ist dieses Bervet von PADI eingestellt worden (man konnte nicht so viel daran verdienen).

Anmerkungen:

Alle hier beschriebenen Spezialities und noch einige mehr (z.B. Ausrüstungsspezialist) werden auch als einzelne Speziallehrgänge mit in der Regel 3 bis 5 Tauchgängen angeboten. Somit ist für mich der AOWD „nur“ eine Werbung für die einzelnen Speziallehrgänge. Das geht auch aus dem AOWD-Unterrichtsmaterial hervor, das man zur Ausbildung verwendet. Hier steht bei jedem Speziallehrgang, dass offene Fragen bei dem kompletten Speziallehrgang X behandelt und erklärt werden.

Preis:

Dieser ist wie alle anderen Ausbildungen auch, von Tauchschule zu Tauchschule verschieden. Im Schnitt kann man mit ca. 250 EUR rechnen.

Zeitaufwand:

Wenn die Tieftauch- und Nachttauchmöglichkeit gegeben ist, so kann man den AOWD an einem Wochenende (Samstag, Sonntag) hin bekommen. Hierbei werden z.B. Samstags Navigation, Tarierung und Nachttauchen und am Sonntag Tieftauchen und „Suchen und Bergen“ gelehrt.

Fazit:

Ein bedingt lohnenswertes Brevet, das jedoch bei vielen Tauchbasen im In- und Ausland zum Tauchen, auch mit Guide, vorausgesetzt wird.
Nicht schön finde ich die dauernden Hinweise auf die vollständigen Spezialities, die man auch bei PADI machen kann.

Da bewahrheitet sich wieder die Abkürzung PADI = Put Another Dollar In.

Euer Thorsten