Kas – im Jahr des 11. September

Am besten halte ich mich an den natürlichen Ablauf, damit ich nicht so viel vergesse.

Die Anreise war einigermaßen beschwerlich, wir flogen ja nach den schlimmen Ereignissen in Amerika und hatten dann doch verstärkte Flughafenkontrollen zu absolvieren. Offensichtlich ist auch das Personal sehr aufgestockt worden, denn da gab es niemanden, der schon mal einen Automaten gesehen hatte, das irritierte mindestens so wie die Tauchlampen. Na ja, damit hatten wir ja gerechnet, weniger allerdings damit, dass man auf dem Rollfeld noch mal hallo zu seinem Gepäck sagen musste. Da hab ich mich dann doch gefragt, was die mit dem Gepäck über Nacht gemacht hatten, das hätte man doch alles durchleuchten können. Jedenfalls hatten wir nur eine gute halbe Stunde Verspätung mit dem Abflug, kamen dann auch entsprechend in Dalaman an. Dort erst mal Überraschung – man wartete da schon seit einer Weile auf einen Flug aus Düsseldorf, denn die Gäste von dort sollten mit in die selben Transferbusse. Die Kommunikation war offensichtlich nicht gut organisiert, denn nach einiger Wartzeit stellte sich heraus, dass die Maschine erst ca. 4 Stunden später ankommen sollte, d.h. ja nichts anderes als dass sie noch gar nicht gestartet waren :-(( . Man setzte also ganz schnell alle Passagiere in einen Bus zusammen (anstatt in 3) und ließ die Leute für Kas unterwegs in einen Dolmus umsteigen. Das war sicher Glück, denn der Dolmus kam doch erheblich schneller voran – die Strecke kennst Du ja – so dass wir dann tatsächlich noch früh genug fürs Abendbrot im Hotel ankamen.

Unser Hotel liegt ganz am Ende der unteren Strasse – nicht übel, da hatten wir nicht dauernd die Steigungen im Ort zu bewältigen, man ist ja faul, im Hotel selbst waren allerdings massenhaft Treppen, das Gelände ist ja doch stark ansteigend und die Hotels ziemlich hoch.

Als wir ankamen war es natürlich schon dunkel, aber wir haben uns doch auf den ersten Blick in das Örtchen verliebt – gerade die Gebirgskulisse mit dem schlafenden Riesen ist ja auch ungeheuer eindrucksvoll. Ob mich allerdings irgendwas dazu bewegen könnte mich mit so einem Gleiter da runterzustürzen wage ich zu bezweifeln.

Auf dem Zimmer angekommen haben wir erst einmal unsere Belma angerufen – sie hat sich riesig gefreut und schon 10 min. später standen beide vor der Tür um uns und vor allem unser Tauchgepäck abzuholen und gleich auf dem Boot zu verstauen. Das sparte natürlich das raufschleppen über die erwähnten Treppen. Von Boot, Ugur und Belma hängen ein paar Bilder an, vielleicht hast Du sie ja zufällig gesehen.

Es hat uns dann doch einige Tage gekostet, bis wir rausgefunden hatten, wie Gabi, Barakuda und Ugur nun wirklich zusammenhängen. Eigentlich ist es ganz einfach. Gabi und Ugur waren einmal ein Paar – ich glaube, sie waren sogar verheiratet. Zusammen haben sie die Barakuda-Basis aufgebaut – ursprünglich dürfte sie Ugur gehört haben – schließlich ist er ja der Türke und für Ausländer ist Eigentum vermutlich nicht ganz problemlos zu erwerben. Ich kenne die türkischen Bestimmungen nicht, erinnere mich aber daran, wie diese Dinge in Griechenland gehandhabt werden – da sind die Regelungen äußerst restriktiv. Na ja, jedenfalls: wie die Dinge eben manchmal laufen haben sich Ugur und Gabi vor ca 5 Jahren getrennt, er hat ihr die Basis überlassen (er hat ja auch ganz andere Möglichkeiten, sich neu zu organisieren) und sich selber ein neues Boot angeschafft (die Barakuda Queen) und eine neue Freundin (Belma). Er redet ziemlich offen darüber, Gabi aber wohl nicht, sie neigt dazu ihn einfach zu verleugnen. Was vorgefallen ist weiss man natürlich nicht und braucht es ja auch nicht zu wissen. Gabi haben wir nicht persönlich kennen gelernt, Deinen Lieblingsbuddy Engin auch nicht (wie Du ja auch schon wusstest, war er nicht mehr dort) – allerdings wohnten wir mit Leuten im Hotel zusammen, die uns viel erzählt haben, da sie selber mit Barakuda getaucht sind, aber nicht so begeistert waren von der Betreuung wie Du. Weniger begeistert waren sie auch über eine Mittelohrentzündung die sich einer zugezogen hat – gab es die auch schon so oft, als Du da warst? Jetzt hörte man jeden Tag von einem neuen Fall. Wir hatten Glück uns nichts einzufangen.

Über die Tauchplätze brauche ich Dir wohl nichts weiter zu erzählen, oder? Ganz interessant fanden wir allerdings die Idee unter Wasser einen Hai zu bildhauern – gibt ja auch immer eine nette Story ab wenn man erzählt, dass man einen weißen Hai gesehen und ihn sogar angefasst hat. Gewundert hat uns nur, dass die wenigsten Leute überhaupt davon wussten! Was wir leider nicht mehr mitbekommen haben war die Keramikausstellung die Anfang September unter Wasser gemacht wurde, wir haben nur ein paar Bilder davon gesehen – das hätte uns sicherlich auch Spaß gemacht – Ideen muss man eben haben!

Das Flugzeug konnten wir leider nicht sehn – mit unseren mittlerweile 53/55 Tauchgängen sind wir aber auch wirklich noch zu „grün“ um uns in solche Tiefen mitzunehmen. Wusstest Du, dass Ugur das Flugzeug seinerzeit entdeckt hat? Sie machten zu dritt einen Orientierungstauchgang und dachten zuerst sie hätten einen Tiefenrausch als sie das Ding sahen! Kann ich mir gut vorstellen!

Natürlich hast Du vollkommen Recht damit, dass man in Kas (und fast im ganzen Mittelmeer) nicht in solchen Fischschwärmen schwimmt wie im roten Meer – ich fand es aber auch sehr schön mich mehr auf die Detail zu konzentrieren – es gibt ja die verschiedensten Nacktschnecken, die zwar klein aber ausgesprochen faszinierend sind. Es gab auch keinen Tauchgang bei dem wir nicht irgendetwas besonderes gesehen hätten – Großfische (ausgesprochen kapitale Zackenbarsche) oder auch mittlere Schwärme von eingewanderten Fischlein aus dem roten Meer, Jungfische . . . . ., am tollsten war wohl ein Stachelroschen mit einer ungefähren Spannweite von 2 Metern, den trafen wir genau an dem Wrack am Leuchtturm. Du schreibst auch von einer Menge Amphoren, die man überall findet – klar! Warst Du auch an der Landnase tief in der Bucht – vom Hafen aus nach links, eine Villa steht auf der Nase und rechts und links davon ist jeweils ein Strand – wo sich wohl mal der Abfallplatz einer Töpferei befunden hat? Da gab es wirklich viel Scherben! Ich denke die Schicht war mindestens 2-3 Meter dick! Ein nettes Erlebnis ist es auch gewesen in eine der (zugegebenermaßen kleinen) Höhlen einzutauchen – es war wirklich SAUkalt ins Süßwasser aufzutauchen – da hätte ich dann doch gern einen Neoprenanzug angehabt, ansonsten war das Wasser durchgängig 26-27° warm und schön ohne Anzug zu betauchen, Thorsten sieht das etwas anders, er hat seinen immer getragen. Sonstige Tauchplatzhighlights fallen mir momentan keine weiteren ein. Wir waren ja auch ein gut Teil der Zeit damit beschäftigt unseren Tauchschein zu machen – und entgegen der meisten Aussagen gehört auch zu einem AOWD eine Menge Theorie. Eigentlich sollte es ja ein AOWDplus werden – die Anforderungen haben wir auch vollständig erfüllt, nur: PADI hat diesem Schein einfach abgeschafft! So ist es also ein „normales“ AOWD-Brivet und zusätzlich MFA geworden. Verstehe einer PADI ! Der einzige Vorteil, den wir nun davon noch hatten war ein finanzieller, denn beide Brevets zusammen sind deutlich teurer als der ursprüngliche AOWDplus.

Um den Bericht zu vervollständigen: unsere Abreise war ca 6.00h von Dalaman – das hieß: Transfer um Mitternacht ab Hotel. Dass wir da vorher nicht geschlafen haben ist klar – die Busfahrt haben wir natürlich weitgehend verdöst, schlafen kann man ja nicht so richtig. Transfer und auch Flug verliefen ohne Besonderheiten. Angekommen in Köln hatten wir dann aber doch eine „Schrecksekunde“ (kann auch eine halbe Stunde gewesen sein). Wir hatten nämlich mit Serpil, einer Hausbewohnerin, vereinbart, dass sie uns vom Flughafen abholt und auch die Zeit angegeben – natürlich vor dem Urlaub. Von Kas aus hatten wir dann auch eine SMS geschickt, dass die Zeit so bleibt (was auch ein Glück war!). Nun hatten wir natürlich vor von Köln aus kurz durchzuklingeln – die Fahrzeit ist ja nur gut 10 min von hier zum Flughafen. Nur: in Köln war unser Handy absolut leer und wir hatten auch keine Chance von einem Münztelefon anzurufen, da die Nr. natürlich im Handy gespeichert war. Der Versuch einen Reisenden um Benutzung seines Handys zu bitten (natürlich mit unserer Karte, also auf unsere Kosten) scheiterte kläglich – Deutsche eben. Als wir dann endlich einen Barkeeper überredet hatten uns für eine Weile eine Steckdose zu überlassen waren wir doch schon ein wenig genervt – besonders von der Erkenntnis, dass es leider wenig bringt ein Handy zum Laden in eine Hotelsteckdose zu stecken, wenn man dann den Raum verlässt und demzufolge die Stromversorgung abschaltet. Bevor sich allerdings das Handy wieder in brauchbarem Ladezustand befand (das dauert ja dann doch 10-15 min) stand unsere gute Serpil vor uns – gerettet! Der besondere Spaß an der Sache stellte sich dann aber erst heraus: die gute Serpil hatte schon eine Woche lang ihr Handy verloren – wir hätten sie also gar nicht erreichen können.

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