Ardeche – ein malenswertes Ziel

Reiseziel Chauzon an der Ardeche, ca. 30 km flussaufwärts vom Pont D’Arc. – zum Malen

Meine Freundin ist Aquarell-Malerin und besucht die Gegend schon seit langem mindestens einmal im Jahr.
Von ihr war die Idee, eine Reise mit einer Malgruppe an die Ardeche zu machen und im April 2002 wurde sie in die Tat umgesetzt.
Veranstalter der Reise : das Umweltzentrum Westfalen, Westenhellweg 110 in 59192 Bergkamen.
Kosten 2002 für eine Woche in Ferienhäusern zu je 2 Personen mit Anleitung zum Aquarellmalen ca. 200€. Anreise und Verpflegung vor Ort in Eigenregie.
Die Reise wird auch dieses Jahr angeboten und ist, wenn meine Informationen noch aktuell sind, noch nicht ausgebucht. (Aktuellen Preis bitte selber beim Veranstalter erfragen)

Natürlich gab es gab es ein Vortreffen in den Räumen des Umweltzentrums. Einerseits zum ersten Kennen lernen und andererseits um Fahrgemeinschaften zu bilden und die Wohnpärchen sich zusammenfinden zu lassen. Das Bilden von Wohngemeinschaften war auch zwischen den teilweise Fremden nicht schwierig. Da es für jeden einen privaten Schlafraum gab, hing die Entscheidung mehr an den Ess- und Kochgewohnheiten, klar bei Selbstverpflegung. – Meine Freundin und ich haben es da einfach : sie kocht, ich spüle – essen tun wir beide gern, das passt prima.

Die Anreise:
Anreisetag war Samstag, der 20.April.
Die rund 1000 km ziehen sich ganz schön hin, nicht nur für den Autofahrer anstrengend, sondern auch eine Belastung fürs Portemonnaie. Wir haben also aus Kostengründen den sparsameren Dieselwagen gewählt. Erster Tankstop: Sinnvollerweise in Luxemburg. Das liegt auf der Strecke, wenn man östlich oder nördlich von Trier startet.
In Frankreich kann man getrost die Maut in Kauf nehmen (sie fällt ohnehin nur auf Teilen der Strecke an) – man will schließlich auch ankommen.
Da wir Freitag Nachmittags gestartet waren, haben wir irgendwo an der Autobahn, so in der Gegend von Lyon, ein paar Stunden im Auto „genickt“ (Mittelalterliche Tanten, die wir sind, hatten wir danach ganz schön mit der Halsmuskulatur zu kämpfen) Natürlich kann man solche Abenteuer einfach vermeiden. Es gibt gute Übernachtungsmöglichkeiten an der Strecke, und auch Orte, wo sich ein Kurzaufenthalt lohnt, aber wir hatten ja ein ZIEL.
Die Nackenschmerzen waren auch spätestens bei Erreichen der Rhone vergessen, denn dort wird die Landschaft mit jeder Kurve schöner. Das ist auch gut so, denn ab dort geht es endgültig über Land.

Dank des kurz gehaltenen Schläfchens waren wir dann auch schon gegen 11.00 am Zielort.

Die Unterkunft:
Die Ferienhäuschen sind für 4-5 Personen gedacht. Der Fünfte möchte ich allerdings nicht sein, für den gibt zu schlafen nur irgendwas „zum Ausziehen“ im Wohnzimmer. 4 Personen schlafen allerdings recht bequem in zwei Schlafzimmern in einem französischen Doppelbett oder Etagenbetten. Bettbezüge bringt man selbst mit.
Achtung: nichts ist genormt. Mit einem normalen Spannlaken ist man beim französischen Bett leicht aufgeschmissen. Die Decken sind „normale“ Wolldecken verschiedener Größe, d.h. man muss sie geschickt falten, um sie in einem Bezug unterzubringen, oder man bringt sich gleich nur glatte Laken mit, wenn man damit zurechtkommt. Wir hatten es äußerst komfortabel, da wir ja so ein Häuschen zu 2 Personen zur Verfügung hatten.
Der Wohnraum mit Küchenecke ist einfach aber gemütlich und zweckmäßig eingerichtet. Ausreichend Sitzmöglichkeiten für 4 (!) Personen. Auch die Kücheneinrichtung und Ausstattung ist brauchbar – besonders wenn der Vormieter anständig gespült hat. Die „Endreinigung“ übernimmt man natürlich selbst und kontrolliert wird das (Frankreichtypisch) nicht.
Besonders fein: zu jedem Haus gehört eine Terrasse mit Tisch und 4 (!) Stühlen.

Da die Wegbeschreibung vom Veranstalter fast gut war, fanden sich alle Teilnehmer im Lauf des Nachmittags auch ein.

Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen noch im schwindenden Licht des Nachmittags einen ersten kleinen Spaziergang runter zur Ardeche zu machen, ca. 300 m von den Häusern entfernt.
Hier fließt sie fast gemächlich in breitem steinigen Bett mit üppigem Uferbewuchs. Nun ein paar hundert Meter abwärts gibt es eine spektakuläre Biegung, dort sind die steilen Felsenufer fast 20 Meter hoch. Darüber führt die Brücke zum Örtchen Chauzon (einspurig).
Auch Aufwärts in Sichtweise zeigen sich die typischen Felsenstrukturen – die Beschreibung versuche ich erst gar nicht, ich würde dem Anblick sicher nicht gerecht, seht es Euch lieber selbst an!

Nun aber zum Zweck der ganzen Fahrt, wir waren schließlich zum Malen dort.
Meine Freundin hatte natürlich ein Programm für die Woche gemacht.

Samstag :
…Anreise, s.o.

Sonntag :
…erst mal eingewöhnen und die nähere Umgebung der Häuser erkunden. Wenn man den Ort bergauf verlässt kommt man schnell auf ein karges Hochplateau, bewachsen mit Maccie, das ist stacheliges Gestrüpp, auf zerklüftetem Boden. Nach unten die Ardeche (da waren wir ja schon am Vorabend) und seitwärts das Örtchen Chauzon selber. Geht man da hindurch, fragt man sich, wie man mit dem Auto überhaupt durchgekommen ist – es erweckt eher den Anschein, man liefe durch (Hinter-)höfe als durch Strassen.
Am Nachmittag ging es mit dem Aquarellmalen los. Einige arbeiteten selbstständig erste Skizzen aus, für die Anfänger gab’s erste Einblicke in Aquarelltechniken und einfache Anwendungen dafür.

Montag :
…hoch, die Strasse die durch die Maccie führt entlang und nach ca. 5 km seitwärts durchs Gestrüpp. Dort liegt eine Schlucht. Da gibt es zeitweise eine Menge Wasser, Reste davon gab’s auch bei unserem Besuch in Pfützen und Tümpelchen – und dann diese Felskaskaden…
Es wurde fleißig skizziert und ich habe auch eine Menge Bilder mit meiner Kamera geschossen. Das geht dann doch schneller als mit Bleistift oder Pinsel und man kann mehr Eindrücke festhalten.
Am Nachmittag wieder Ausarbeitung der Skizzen und weitere Techniken für die Anfänger.

Dienstag :
…ist Markttag in Lagentiere. Unbedingt sehenswert, nicht nur wegen des Marktes. Das Städtchen mit der darüber liegenden Burg ist bildschön. Achtung: an Markttagen unbedingt früh dorthin fahren, sonst gibt es kilometerweit keinen Parkplatz.
Der Nachmittag war wieder fürs Malen – einige fehlten allerdings, sie hatten sich nicht losreißen können.

Mittwoch :
…ganz bestimmt ein Highlight: Malen am Pont D’Arc mit Ardechewasser. Wir haben so an die 3 Stunden an der dort ruhig fließenden Ardeche gesessen, Skizziert, gemalt und den Kanuten zugesehen, wie sie, winzig klein, unter der kolossalen Naturbrücke hindurch fuhren.
Übrigens gibt es in der Ardeche nicht nur Fische, wie ich in einem anderen schönen Bericht gelesen habe, sondern auch Wasserschlangen. Eine versuchte Bekanntschaft mit meinem Malbecher zu schließen, ich war aber schneller. Schließlich meine ich, mal irgendwo gehört zu haben, dass Wasserschlangen im Allgemeinen giftig sind.
Übrigens: unsere Malbecher waren alle mit Schraubdeckel und wir haben das bunte Ardechewasser mitgenommen! Nicht, dass hier einer denkt, die Ardeche sei dort so grün, weil wir farbiges Wasser reingeschüttet haben.

Donnerstag :
…Wanderung nach Balazuc. Die Sportlichen nahmen den ca. 8-9km langen Fußweg, teils über die Uferhöhen, teils am Wasser, die anderen den Umweg (ca. 15 km) mit dem Wagen über die Hochebene. Balazuc ist aus den Felsen(-steinen) in die Felsen(-wand) gebaut. Manchmal hat man Schwierigkeiten zu sehen, wo Fels aufhört und Haus anfängt. Auch hier eine Brücke mit tollen Ausblick.

Freitag :
…Schon der letzte Tag – Viele Skizzen waren noch auszuarbeiten und wir hatten auch Lust dazu. Am Nachmittag haben wir alle Werke zusammengetragen und zwischen den Häusern aufgestellt. Die Ergebnisse haben uns selbst erstaunt. Man kann eine ganze Menge lernen in so einer Woche.

Samstag :
…die Rückreise erspare ich mir (wer will auch was von Heimreise wissen????)

Nachzutragen ist noch, dass wir die ganze Woche wunderbares Wetter hatten – mein spontaner Entschluss, doch einen Badeanzug mitzunehmen erwies sich als beste Idee, was die mitgenommene Kleidung betraf. Ich war hinterher braun wie 3 Wochen Äegäis.
Allerdings hätte auch schlechteres Wetter der Reise nicht geschadet. Die Landschaft bleibt auch bei Regen gigantisch. Und mit entsprechender Kleidung leidet auch die Laune nicht. Malen hätte man auch im Haus können, oder auf den teilweise überdachten Terrassen. Wir haben das 1,5 Jahre vorher ausprobiert, im Oktober ’99. Da hatten wir auch Regen.

Dieser Bericht findet sich auch bei CIAO von BirgitE (die Seite ist leider stillgelegt worden).

Birgit

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